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Vor einem Jahr haben wir im Arbeitskreis eine Umfrage durchgeführt, um uns einen Überblick zu verschaffen, wer von unseren Mitgliedern noch mit dabei ist und wer weiterhin aktiv mitarbeiten möchte.

Die Not der afghanischen Ortskräfte war groß und einige Geflüchtete waren auch Schönaich zugeteilt worden. Trotzdem war das Thema „Geflüchtete“ nicht mehr sehr präsent und manche in Schönaich glaubten, auch den Arbeitskreis Flüchtlinge würde es nicht mehr geben.

Wenige Wochen später im März war alles anders. Die ersten Busse mit Geflüchteten aus der Ukraine hatten Schönaich erreicht. Eine Welle der Hilfsbereitschaft kam auf, die sich in zahlreichen Aktionen in unserem Ort zeigt, z.B. auch in der von der Kommune angestoßenen Initiative Schönaich solidarisch.

Innerhalb weniger Tage waren die verschiedenen Teams des AKFS wieder einsatzbereit. Mit der Erfahrung der vergangenen Jahre und den dort geknüpften Kontakten konnten wir schnell unsere Arbeit wieder aufnehmen. Erste Ehrenamtliche begleiteten die Neuankömmlinge zur Anmeldung. Termine mit den Verantwortlichen der Kleiderkammer wurden vereinbart, die freundlicherweise extra für die ukrainischen Geflüchteten öffneten, damit diese sich mit dem Nötigsten versorgen konnten.

Innerhalb kürzester Zeit hatten wir 7 Deutschkurse organisiert und die Ukrainer vertieften sich mit großem Lerneifer in die Arbeitsmaterialien. Die Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen war so groß, dass wir sogar noch 3-4 weitere Kurse hätten anbieten können.

Wohnungen wurden gesucht, besichtigt und vermittelt. Das Begegnungscafé öffnete wieder seine Pforten. Schnell kristallisierte es sich zum Dreh- und Angelpunkt unserer Flüchtlingshilfe. Die Solidarität in Schönaich war so groß, dass wir einen eng beschriebenen DIN A4 Prospekt herausgeben konnten, der Angebote vom AKFS und vielen Schönaicher Vereinen enthielt. Kirchliche, sportliche, musikalische Angebote gab es genauso, wie Angebote für die Kinder, Kinderbetreuung, und vieles mehr.

Eine große Erleichterung bei dieser Flüchtlingswelle war, dass sich die Geflüchteten aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft schnell vernetzen und sich bei sprachlichen Barrieren und Problemen aller Art gegenseitig aushelfen konnten. Kaum in Deutschland waren die ersten Kinder im Taekwondo angemeldet, hatten alle die eine ehrenamtliche Person ausfindig gemacht, die sämtliche Ukrainer an der Volkshochschule zu Deutschkursen anmeldete.

In vielen Dingen sind uns die Ukrainer recht ähnlich. Sie kennen das Thema Hobbies und Vereinswesen. Gleichzeitig gibt es aber doch gewisse Unterschiede, die sich erst im Gespräch herausstellen. Da keine Kindergartenplätze verfügbar waren, fanden sich kurzfristig einige Mütter aus dem Arbeitskreis Flüchtlinge zusammen, die im Finkenweg an zwei Tagen in der Woche für zwei Stunden einen Mütter-Kinder-Treff anboten. Dieses Konzept kam aber nicht an. Die Mütter wollten ihre Kinder lediglich abgeben und verschwanden sofort wieder. Unsere Ehrenamtlichen haben sich auf diese geänderte Situation eingelassen und bis zu den Herbstferien eine Kinderbetreuung angeboten. Dank ihrer Geduld und ihrem Zeitinvest, kamen sie mit den Müttern ins Gespräch, die sich mittlerweile selbständig treffen und mit der Kinderbetreuung abwechseln möchten.

Kaum sahen wir wieder einigermaßen klar, da kam die Bürokratiewelle auf uns zugerollt. Alle ukrainischen Flüchtlinge sollten zum Jobcenter wechseln. Also war die Aufgabe wieder: Sich schnell sortieren und überlegen, wie diese Aufgabe möglichst effektiv bewältigt werden könnte. Fazit: Ein Ausfülltag mit Barbara Lohner von der Caritas im katholischen Gemeindehaus für die SGB II Anträge und ein Anmeldetag mit der AOK im Begegnungscafé. Die zwei Tage halfen enorm, auch wenn danach noch längst nicht alle Formalitäten erfüllt waren und in den jeweiligen Familien noch Kleinarbeit nötig war.

Auch auf den Ämtern konnten wir merken, dass Erfahrung aus den letzten Jahren vorhanden ist. Auch hier haben sich Strukturen gebildet, die es den Ehrenamtlichen bei der Unterstützung der Geflüchteten und den Geflüchteten selbst einfacher machen. Hinzu kommt der Flüchtlingsstatus, den alle Ukrainer bekommen haben, sodass Deutschkurse und Arbeit sofort aufgenommen werden konnten. Anfang September waren so gut wie alle Geflüchteten, die das wünschten, in offiziellen Deutschkursen (wie z.B. VHS) untergebracht. So schnell, wie wir die von Ehrenamtlichen geführten Deutschkurse eingeführt hatten, konnten sie nach kaum einem halben Jahr durch VHS-Kurse abgelöst werden. Wir freuen uns für die Geflüchteten, dass die Strukturen das so schnell hergegeben haben.

Die Schüler waren nach kürzester Zeit eingeschult. Dank der Bemühungen einzelner Unterstützer gibt es seit September eine zusätzliche Integrationsklasse, die von einer ebenfalls aus der Ukraine geflüchteten Frau, die sehr gut Deutsch spricht, geleitet wird. Nicht nur ukrainische Kinder, sondern auch andere Kinder, die noch nicht gut Deutsch können, werden in dieser Klasse aufgenommen. Wo möglich, kommen die Kinder für einzelne Unterrichtsstunden in ihre eigentliche Klasse zurück, sodass sie in Kontakt mit den deutschen Kindern und dem dortigen Lernstoff bleiben.

Auch die kommunale Verwaltung war durch die Entwicklungen vor große Herausforderungen gestellt. Durch eine personelle Neuaufstellung des Teams im Rathaus konnten manche geplante Aktionen evtl. nicht in der Geschwindigkeit umgesetzt werden, die wir uns gewünscht hätten, zum Jahresbeginn 2023 steht nun aber ein vollständiges besetztes und motiviertes Team im Rathaus bereit, mit dem wir die Kommunikation und Abstimmung in den seit Jahren bewährten Formaten pflegen werden und wo wir uns schon auf die Zusammenarbeit freuen. Die beiden Integrationsmanagerinnen, Mirjam Geier und Gamze Casu, haben eine andere Arbeitsstelle angenommen. Wir danken ihnen ganz herzlich für ihren großen Einsatz in Schönaich. Wir haben immer sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet. 

Zum Jahresende bekommen wir auch immer mehr Nachrichten, dass die Kinder Kindergartenplätze bekommen. Die meisten Vorschüler konnten bereits im September aufgenommen werden, was für sie sehr wichtig als Vorbereitung für die erste Klasse ist. Nun also kommen auch die Jüngeren nach. Das schafft den Eltern Erleichterung und hilft den Kindern hoffentlich beim Spracherwerb und bei der Integration.

Nun stehen wir also wieder am Ende eines Jahres und es scheint so, als ob die Leute, die dieses Jahr nach Schönaich gekommen sind, recht gut versorgt sind. Wieder könnte man meinen, dass die Arbeit im Arbeitskreis Flüchtlinge nun erst einmal zu großen Teilen beendet ist. Ein Blick auf die Krisenherde in der Welt und die Zahl der noch aufzunehmenden Geflüchteten für Schönaich lässt aber anderes vermuten. Möglicherweise werden wir uns wieder einmal auf Basis unserer Erfahrungen und zur Einstellung auf geänderte Situationen neu erfinden müssen.

Wir hoffen deshalb, dass die Geflüchteten auch im neuen Jahr auf Sie und Euch alle zählen können.

Sie alle haben im letzten Jahr viel geleistet, um die Neuankömmlinge in Schönaich zu unterstützen. Dafür möchten wir Ihnen allen sehr herzlich danken! Oftmals war es den Geflüchteten nicht bewusst, dass ein Großteil der Hilfe, die sie erfahren haben, ehrenamtlich geschieht. Einzelne haben viele Stunden pro Woche investiert, um den Menschen zu helfen. Bei manchen Ehrenamtlichen konnten wir uns bedanken, manches geschah aber auch sehr unauffällig, ohne dass wir es im Koordinierungsteam mitbekommen hätten.

Deshalb an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Sie alle!

Auch wenn wir möglichst keine einzelnen Leute herausgreifen möchten, so möchten wir doch dem Team von der Hausaufgabenhilfe einen besonderen Dank aussprechen. Manche sind schon über 7 Jahre dabei und stimmen sich regelmäßig untereinander ab, um dreimal in der Woche die Hausaufgabenhilfe anbieten zu können. Diese Hilfe geschieht ganz unauffällig, aber mit großer Verlässlichkeit.

Ebenso gab es 7 Jahre lang durchgängig einen Deutschkurs für Frauen, der immer schnell wieder loslegte, wenn es die Coronapandemie zuließ. Gleichzeitig zu dem Start der ukrainischen Frauen an der Volkshochschule bekamen auch die verbliebenen Frauen aus anderen Nationen einen Deutschkurs. Damit endete dieses Jahr unser „Montagvormittag-Frauendeutschkurs“ und wir danken Iris Bahrs, dass sie diesen in den letzten Jahren so treu Woche für Woche angeboten hat!

Wir wünschen Ihnen allen nun ein gesegnetes Neues Jahr, Gesundheit, Ideen und Motivation für Ihre Arbeit.

 

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